12 Tote in Berlin. Gut 50000 seit gestern verhungert, 30000 davon Kinder. Etwa 400 haben sich totgesoffen. 60 Menschen haben sich in unserem schönen, sicheren Land seit gestern Morgen selbst umgebracht. 12 Tote in Berlin, oder wie man in Aleppo sagt: Ein ruhiger Sonntagnachmittag. Zynisch? Ja klar.
Ich hasse die mediale Betroffenheit auf allen Kanälen. Je suis Berlin, ja sicher.
Ob ich Angst vor Terror habe? Nein, wieso?
Angst habe ich vor Horst Seepetry und den Innenministern, die nur Stunden nach dem Unglück dabei waren, Gesetze zu verschärfen und uns die Freiheit und Menschlichkeit aus der Tasche zu fingern. Das geht viel zu schnell. Wir wundern uns über Blitzverhaftungswellen Stunden nach dem Türkeiputschversuch? Wir sind genauso gut. Nur einschmeichelnder, glatter. Nicht selbst Angst verbreiten, sondern Mitgefühl zur Angst umdeuten und dann schüren. Das ist bequemer, nicht so leicht anzugreifen. Jeder Terroranschlag ein Glücksfall für Populisten, die sich am noch lodernden Feuer des Anschlags die Hände reiben und ihr Süppchen darauf kochen. Ekelhaft, oder? Aber verachten wir sie dafür? Einige schon. Viele, viele dagegen wählen sie stattdessen, nur allzu bereit, die westlichen Werte im Namen ihres Erhaltes abzustreifen.
Dass der Täter nun doch kein pakistanischer Flüchtling war, spielt nach dem Mediensturm keine Rolle mehr, die Saat ist ausgebracht. Habe ich Scham deswegen vernommen? Nein.
Mitgefühl und Mitleid zu Angst und Fremdenhass zu schmieden ist das eigentliche Verbrechen. Das ist Seelenterrorismus, Zerstörung der Menschenwürde. Und zwar der unsrigen. Jedes Unglück dieser Art soll uns vor Augen führen, wie schlimm es in der Welt ist und das Mitgefühl stärken, aufrütteln, uns zur Solidarität auffordern. Und auf die Richtigen zu zeigen. Die Brandstifter in die Schranken zu weisen. Noch können wir das an der Wahlurne erledigen. Es ist so einfach, wie es klingt.
Ob ich Angst vor Terror habe? Nein, wieso?