Julie&Julia

Ich sehe gerade Julie&Julia im Fernsehen. Der Film erzählt die Geschichte zweier Frauen zu verschiedenen Zeiten. Beide Frauen sind reale Persönlichkeiten: Julia Child, eine überaus erfolgreiche Kochbuchautorin, und Julie Powell, die 60 Jahre später auf Julias Kochspuren wandelt und über das Bloggen am Ende selbst zur Schriftstellerin mutiert. Aber ich will hier nicht den Film und seinen Inhalt nacherzählen. Es geht um etwas anderes.

Der Film hat mir Spaß gemacht. Es ist schön zu sehen, wie jemand mit den eigenen Talenten und – wichtiger – der eigenen Leidenschaft!! am Ende erfolgreich ist. Dabei ist der Erfolg nicht das Entscheidende. Bereits der Weg dorthin ist erfüllend. Jeder Tag eine neue Herausforderung. Und gleichzeitig ungeduldiges Warten auf den nächsten Tag. Freude am eigenen Tun, Lust auf das Ergebnis, sich wohl fühlen, weil es leicht von der Hand geht. Ganz bei sich selbst sein. Ein inneres Ziel haben. Das tun, wofür man lebt, das leben, was man tut.

Gleichzeitig macht mich der Film aber auch nachdenklich. Wenn ich mein eigenes Leben damit vergleiche. Welches Ziel verfolge ich eigentlich? Habe ich Freude an dem, was ich tue? Oder geht es nur um eine Zahl auf einem Konto?

Und du?? Wie ist es mit dir? Ist das, was du täglich tust das, was du tun willst? Das, was du erreichen willst? Das, was du besonders gut kannst?

Wenn du am Fließband stehst?
Wenn du Versicherungsanträge bearbeitest?
Wenn du eine Abmahnung schreibst?

Ich denke, kaum jemand heute wird auf diese, richtige Weise leben und arbeiten. Arbeiten können. Arbeiten dürfen. Ein jeder verfolgt – gezwungenermaßen – die Ziele anderer. Man tut es, weil der Chef es so will.
Das Tragische dabei: Die Ziele der anderen sind auch nicht deren eigenen! Das ist ein endlose Kette aus Ziel-Weitergaben, die sich am Ende vielleicht sogar zu einem Kreis schließt? Das ist unmenschlich. Wir leben ein unmenschliches Leben. Jedenfalls die meisten von uns.

Ich beneide die beiden Frauen. Du auch?

Warum tun wir nicht das, was wir wirklich tun wollen? Warum streben wir nicht einmal mehr danach? Aufgegeben?
Oder lassen wir uns ablenken und trösten? Mit einem neuen Auto? Einem schönen Urlaub? Fußball vor dem Fernseher? Einem Besuch im Kino, bei dem wir Julie&Julia zusehen können, wie sie das Leben leben, das wir uns wünschen?